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30-jähriger Krieg

Aktualisiert am 1. November 2007

Dreißigjähriger Krieg (1618 – 48)

Der 23. Mai 1618 gilt allgemein als Beginn des 30-jähringen Krieges. Es war der Tag, als protestantische (evangelische) böhmische Adelige in Prag die Vertreter des katholischen deutschen Kaisers aus dem Fenster stürzten. Der Kaiser betrieb die zwangsweise Wiedereinführung des Katholizismus in Böhmen und die beiden Statthalter waren bei der böhmischen Bevölkerung besonders verhaßt, weil sie mit besonders harten und grausamen Methoden vorgingen.

Die beiden Statthalter des Kaisers überlebten zwar den Fenstersturz aus 17 Metern Höhe, weil sich unter dem Fenster ein weicher Misthaufen befunden hatte. Aber die weiteren Folgen des Fenstersturzes waren bereits ein gutes Jahr später in Hohenlohe zu spüren.

Hier, im evangelischen Neuenstein, quartierte sich im Herbst 1619 Friedrich V. von der Pfalz ein, der sich auf dem Weg von Heidelberg, seiner Residenz in der Kurpfalz, nach Prag befand. Friedrich von der Pfalz war der Führer der protestantischen Union (einem Bund evangelischer Fürsten und Städte im deutschen Reich) und er sah sich auch als Verteidiger der „teutschen Libertät“ gegenüber dem katholischen Kaiser in Wien. Friedrich von der Pfalz war am 26. August 1619 zum böhmischen König gewählt worden. Er hielt sich zu der Zeit in Heidelberg auf, brach dann aber alsbald Richtung Osten, nach Böhmen auf. Auf diesem Weg nahm er, wie bereits erwähnt, in Neuenstein Quartier. Am 31. Oktober 1619 zog er dann schließlich mit annähernd 600 Begleitern und 100 Wagen in Prag ein. Hier wurde Friedrich V. von der Pfalz am 4. November 1619 zum König gekrönt.

In den folgenden Jahren des großen Krieges fanden immer wieder auch Truppenbewegungen durch Hohenlohe statt, mit allen unangenehmen Folgen wie Plünderung, Brandschatzung und Verwüstungen. Betroffen waren aber meist das Kocher- und Jagsttal und die Gegend von Langenburg und Kirchberg. Richtig schlimm wurde es für unseren Teil Hohenlohes erst nach der Schlacht von Nördlingen 1634. Am 6. September waren hier schwedische Truppen vom Heer des Kaisers vernichtend geschlagen worden. Die Schweden waren 1630 als Verteidiger der protestantischen Sache in Vorpommern gelandet, hatten die katholisch-kaiserliche Machtstellung in Norddeutschland zerschlagen und befanden sich nun auf dem Vormarsch in Süddeutschland, wo ihnen in Nördlingen durch die Niederlage zunächst Einhalt geboten wurde.

Die siegreichen Truppen des Kaisers zogen Richtung Öhringen, wo sie am 13. September eintrafen, die Stadt besetzten und fünf Tage lang plünderten. Plündern war seinerzeit Kriegsrecht und Kriegsbrauch! Am 19. September zieht das Heer weiter, nur ein kleiner Teil der Truppen bleibt noch in der Stadt.

Inwieweit Tannen von diesen Ereignissen betroffen war, ist nicht belegt. Für die Landbevölkerung dürfte der bloße Durchzug von Truppen jedoch nicht weniger schrecklich gewesen sein, wie für die Bewohner einer befestigten Stadt, die erobert und geplündert wurde. Auf dem Land verfügte man über Vorräte, die für die Soldaten nützlich waren: Getreide, Futter für Pferde und Vieh, sowie über schlachtreife Schweine, Rinder, Hühner und Gänse. Diese Dinge wurden regelmäßig von den Führern durchziehender Armeen beschlagnahmt. Was übrig blieb, plünderten übers Land ziehende Söldnertrupps. Hungersnöte waren die Folge und im weiteren dann Epidemien wie Typhus, Fleckfieber und die Pest. Die Pest war dann auch die eigentliche, die verheerende Folge und Begleiterscheinung des 30-jährigen Krieges für Tannen und ganz Mitteleuropa.

Als am Samstag, 24. Oktober 1648 im katholischen Münster und wenige Tage zuvor im protestantischen Osnabrück Friedensverträge unterzeichnet wurden, die den 30-jährigen Krieg formal beenden sollten, war dieser Krieg für Tannen und Hohenlohe insgesamt noch längst nicht überwunden.

 

Die Pest in Hohenlohe

Das „große Sterben“ oder der „schwarze Tod“, wie sie später genannt wurde, um das Furchtbare und Schreckliche dieser Seuche zu betonen, trat erstmals um 1349 in Deutschland auf. Die Pest ist also keine direkte Ursache des Dreißigjährigen Krieges, aber durchaus eine Auswirkung desselben. Denn durch den ständigen Durchzug fremder Truppen, durch Hungersnöte und Zerstörungen wurde die Verbreitung und Übertragung der Seuche begünstigt. Die Pest ist eine Infektionskrankheit, die durch Parasiten (z.B. Rattenflöhe) auf Menschen übertragen werden kann und dann von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Eine Ansteckung ist ebenso über infizierte Gegenstände wie auch als Tröpfcheninfektion über die Atemwege möglich.

Die im 17. Jahrhundert in Deutschland vorwiegend aufgetretene Lungenpest war absolut tödlich! Zwischen der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit und dem schließlichen Tod lagen nur wenige Tage, manchmal nur Stunden.

Bereits in den Jahren 1606-1608 waren im Öhringer Raum erste Pestopfer zu beklagen. In Kesselfeld starben zum Beispiel 37 Menschen an der Seuche. 1625/26 folgte dann die zweite Pest-Epidemie, der schon wesentlich mehr Menschen zum Opfer fielen. Überliefert sind die Zahlenangaben in alten Kirchenbüchern, in denen der jeweilige Pfarrer mehr oder weniger gründlich Buch führte über die Veränderungen in seiner Gemeinde durch Geburt, Heirat, Tod. In Eschelbach forderte die Seuche rund 150 Menschenleben; ganze Familien wurden ausgerottet. Der traurige Höhepunkt folgte im Pestjahr 1634/35. Hier wurden allein in Eschelbach weitere 244 Menschen beerdigt, in Neuenstein 1.100, in Öhringen 1.131, in Kirchensall 558, in Waldenburg 613. In diesen Zahlen sind zwar auch Menschen enthalten, die eines natürlichen Todes gestorben sind. In den allermeisten Fällen jedoch handelt es sich neben Kriegsopfern („von einem Soldaten erstochen und erschossen“, „von Soldaten erschlagen“, „durch lothringische Kriegsvölker vernichtet“) vor allem um Opfer der Pest.

Schätzungen zufolge betrug der Bevölkerungsverlust durch den langen Krieg und die Pest auf dem Land bis zu 40%. Höfe, Siedlungen und ganze Dörfer wurden zerstört und verlassen. Inwieweit Tannen und die Gemeinde Grünbühl von den Ereignissen betroffen waren, ist nicht bekannt.

 

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